Die funktionelle Neurochirurgie zielt darauf ab, die Funktionen der an Bewegung, Spastik, Schmerzen oder dem Verhalten beteiligten neuronalen Netze zu korrigieren. Durch Modulation bestimmter Neuronengruppen kann der Chirurg deren Aktivität zu therapeutischen Zwecken verstärken oder verringern.
MRT-gesteuerter fokussierter Ultraschall
MRI-gesteuerter fokussierter Ultraschall (MRgFUS) ist eine neuartige Technologie, bei der ein Helm verwendet wird, der eine Vielzahl hochenergetischer Ultraschallstrahlen aussendet, um an strategischen Stellen kleine Hirnläsionen zu erzeugen.
Derzeitige Indikationen für diese Behandlung sind der essentielle Tremor, der eine Behinderung verursacht und bei dem eine Arzneimittelresistenz oder -intoleranz vorliegt, sowie die Parkinson-Krankheit mit einer tremulösen, asymmetrischen Form, die trotz optimierter medikamentöser Behandlung eine Behinderung verursacht. Auch bei anderen, selteneren Formen des Tremors, wie beispielsweise dem Holmes-Tremor oder dem Kleinhirntremor, kann ein solcher Eingriff hilfreich sein. Das akinetorigide Syndrom der Parkinson-Krankheit und behindernde Dystonien werden in Zukunft wahrscheinlich eine Indikation darstellen.
Die Behandlung findet in einem MRT-Raum statt, um eine optimale Zielkontrolle zu gewährleisten. Der Eingriff dauert etwa 3 Stunden. Eine Narkose erfolgt nicht, außer einer Lokalanästhesie der Haut zur Fixierung eines sogenannten Stereotaxierahmens. Es erfolgt kein Gewebeschnitt. Fokussierte Ultraschallwellen breiten sich durch den Schädel aus und zielen auf ein vom Neurochirurgen genau ausgewähltes Ziel. Die Ultraschallenergie wird schrittweise erhöht, was zu einer Erhöhung der Gewebetemperatur führt. Mit geringer Energie wird eine reversible Wirkung auf den Tremor erzielt, die es ermöglicht, die korrekte Position der zukünftigen Läsion mittels MRI-Thermometrie zu überprüfen. Anschließend testet das Ärzteteam klinisch die Wirksamkeit der Behandlung und das Fehlen von Nebenwirkungen. Sobald die therapeutische Zone definiert ist, ist die Temperatur hoch, was eine kleine, definitive Läsion ermöglicht. Die wohltuende Wirkung tritt sofort ein. Es kommt zu einer Verbesserung der Funktion und Lebensqualität. Der Tremor kann teilweise wiederkehren, bei den meisten Patienten verbessert sich die Lebensqualität jedoch dauerhaft und deutlich.
Nebenwirkungen sind sehr gering. Während des Eingriffs kann es zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit kommen. Nach dem Eingriff kann es zu Kribbeln im Mundbereich sowie Schwierigkeiten beim Sprechen oder Gehen kommen. In den meisten Fällen sind diese Nebenwirkungen vorübergehend und es besteht nur ein geringes Risiko eines langfristigen Restdefizits.
Die wichtigste Kontraindikation für diese Behandlung sind Erkrankungen mit erhöhtem Blutungsrisiko, insbesondere Patienten mit intrakraniellen arteriellen Aneurysmen und solche, bei denen es nicht möglich ist, die Behandlung mit Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmern zwei Wochen vor dem Eingriff und einige Tage danach abzusetzen. Darüber hinaus hängt die Eignung für diese Behandlung von der Schädeldichte ab, die von Person zu Person unterschiedlich ist (ungefähr 10 % der Patienten sind nicht geeignet).
Das MRgFUS-Verfahren erfordert eine mehrtägige Voruntersuchung im Krankenhaus. Sein Zweck besteht darin, die Anspruchsberechtigung des Patienten sicherzustellen.
Stereotaxie
Es handelt sich um eine Technik, die in der Neurochirurgie angewendet wird, um schwer zugängliche Hirnbereiche präzise erreichen zu können. Sie ermöglicht Hirnbiopsien in tiefen Regionen, die Durchführung einer hochpräzisen Strahlentherapie oder die Implantation von tiefen Hirnelektroden.
Tiefe Hirnstimulation
Diese Behandlungsmethode wurde zunächst bei Bewegungsstörungen wie etwa bei der Parkinson-Krankheit verwendet. In jüngerer Zeit hat sie sich in Einzelfällen bei psychiatrischen Problemen wie etwa dem Tourette-Syndrom, Zwangsstörungen und Depressionen als effektiv erwiesen. Die tiefe Hirnstimulation wird am Universitätsspital Genf im Rahmen der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie angewendet.
Schmerzchirurgie
Schmerzen mit neurologischer Ursache können chirurgisch gelindert werden. Das ist bei bestimmten Krankheiten der Fall, so etwa bei der Trigeminusneuralgie, wenn diese auf eine medikamentöse Therapie mangelhaft anspricht. Dabei können verschiedene Verfahren wie Ablation oder die Modulation eines spezifischen Teils des Nervensystems zum Einsatz kommen.
Therapie der Spastik
Spastik ist eine durch unwillkürliche Muskelkontraktionen gekennzeichnete Störung des motorischen Systems. Sie kann im Zusammenhang mit zahlreichen zerebralen (Gehirn) und spinalen (Rückenmark) Erkrankungen auftreten. Durch die intrathekale Implantation einer Baclofen-Pumpe können die Symptome reduziert und die neuromuskuläre Funktion gefördert werden.
Radiochirurgie
Die Radiochirurgie ist ein nichtinvasives Verfahren. Sie ermöglicht die Behandlung von gutartigen Tumoren, Hirnmetastasen und bestimmten arteriovenösen Malformationen ohne chirurgischen Eingriff. Dabei wird mithilfe eines Strahlenfelds die betroffene Hirnregion gezielt bestrahlt. Zur Gewährleistung einer optimalen Behandlung findet vor jeder radiochirurgischen Therapie ein fachübergreifendes Gespräch statt.
WEITERE INFORMATIONEN: Die Abteilung für Neurochirurgie ist auf andere hirnchirurgische Eingriffe spezialisiert, darunter vaskuläre Neurochirurgie, Epilepsie, Erkrankungen der Hypophyse, Hydrozephalus, Funktionsstörungen und Schädel-Hirn-Traumata. Der Dienst bietet auch fortschrittliche Techniken wie Brain Mapping mittels transkranieller Magnetstimulation.